Sind Sie gefangen im Börsen-´Stockholmsyndrom´?

© 2024 Andreas Heinz

Warum halten Anleger an Aktien fest, die immer weiter fallen und warum werfen sie gute Strategien über Bord, nur weil sie ein Jahr enttäuschen? An der Börse ist der größte Gegner nicht der Markt, es sind wir selbst. Unsere Emotionen, Hoffnungen und Ängste können uns Entscheidungen treffen lassen, die gegen jede Vernunft sprechen. Ein Paradebeispiel dafür ist das Börsen-„Stockholmsyndrom“.

 

Was ist das Stockholmsyndrom – und was hat es mit der Börse zu tun?

Das Stockholmsyndrom beschreibt ein psychologisches Paradoxon: Opfer entwickeln Sympathien für ihre Peiniger, sie rechtfertigen ihr Verhalten und bleiben ihnen emotional verbunden. An der Börse zeigt sich ein ähnliches Muster, wenn Anleger an verlustreichen Aktien festhalten, obwohl jede rationale Analyse für einen Ausstieg spricht.

Stellen Sie sich vor, ein Anleger investiert in eine Technologiefirma, von der er überzeugt ist. Doch die Quartalszahlen enttäuschen, die Aktie fällt um 40 %. Statt zu verkaufen, hält er an der Position fest, aus Loyalität, Stolz oder der Hoffnung, die Verluste wieder gutzumachen. Diese emotionale Bindung blockiert ihn, objektive Entscheidungen zu treffen. Er wird zum Gefangenen seiner eigenen Überzeugung.

 

Die andere Seite: Wenn Strategien zu früh aufgegeben werden

Genauso gefährlich ist das Gegenteil. Anleger neigen dazu, Anlagestrategien zu schnell infrage zu stellen, wenn die Ergebnisse nicht sofort stimmen. Ein Jahr mit unterdurchschnittlicher Performance reicht oft aus, um jahrelang erprobte Ansätze über Bord zu werfen. Doch auch die beste Strategie hat Schwächephasen. Märkte bewegen sich in Zyklen und kurzfristige Rückschläge gehören dazu.

Es ist eine Lektion, die viele ignorieren, doch Warren Buffett bringt sie auf den Punkt: „Die Börse ist ein Instrument, um Geduldige zu belohnen und Ungeduldige zu bestrafen.“

 

Der gemeinsame Nenner: Unreflektierte Emotionen

Beide Fehler, das Festhalten an Verlusten und das voreilige Aufgeben, haben eine gemeinsame Ursache: unreflektierte Emotionen. Wer sich von Euphorie oder Angst treiben lässt, verliert die Kontrolle. In der Hoffnung auf eine Erholung kauft man oft zu teuer. Aus Panik verkauft man zu billig.

Emotionen sind dabei nicht das Problem, es sind die unbewussten, unreflektierten Emotionen. Der Schlüssel liegt darin, sich selbst und seine Gefühle zu hinterfragen. Warum halte ich an dieser Aktie fest? Was treibt mich wirklich dazu, eine Strategie aufzugeben? Oft stellt sich heraus, dass Angst, Stolz oder Frustration die treibenden Kräfte sind, nicht rationale Überlegungen.

 

Der Weg aus der Falle: Klare Regeln und bewusste Reflexion

Wer an der Börse erfolgreich sein will, braucht klare Regeln und einen kühlen Kopf. Legen Sie schon im Vorfeld Kriterien fest: Wann steigen Sie aus? Wann bewerten Sie eine Strategie neu? Lassen Sie dabei Fakten sprechen, nicht Ihre Emotionen.

Genauso wichtig ist die regelmäßige Reflexion. Schreiben Sie Ihre Gedanken auf: Warum habe ich diese Entscheidung getroffen? Bin ich rational oder lasse ich mich von Emotionen leiten? Diese Selbstkontrolle hilft, impulsive Kurzschlussreaktionen zu vermeiden.

Die Börse belohnt Geduld und Weitsicht. Aber sie bestraft unreflektierte Emotionen und impulsive Reaktionen. Lernen Sie, Ihre Gefühle wahrzunehmen und zu steuern, so werden Sie zum Akteur, nicht zum Getriebenen.

Denn am Ende ist nicht der Markt Ihr größter Gegner. Es sind Sie selbst. Aber genau das gibt Ihnen die größte Chance: Sie können es ändern, mit Disziplin, Reflexion und einer klaren Strategie.

Adresse

KFVI - Finanzoptimierung
Heinz & Kollegen
Darmstädter Str. 63
64572 Büttelborn

service@kfvi.de
Mo.-Fr.: nur nach Vereinbarung